Wenn der Frühling ins Land zieht, die Palmbuschen gebunden und die Eier gefärbt sind, dann ist es soweit: Die Osterzeit steht vor der Tür – und mit ihr eine Vielzahl an traditionellen Köstlichkeiten. In Österreich, Deutschland und der Schweiz wird Ostern nicht nur kirchlich gefeiert, sondern auch kulinarisch zelebriert. Die Speisen sind oft tief in der regionalen Kultur verwurzelt, haben symbolische Bedeutung und bringen Generationen an einem Tisch zusammen. Wir werfen einen Blick auf die typischen Osterschmankerl der drei Länder – von der steirischen Osterjause bis zum Zürcher Osterfladen.
Österreich: Osterjause, Reindling & Kren
In Österreich ist Ostern ohne die Osterjause kaum vorstellbar. Am Karsamstag werden vielerorts Speisen im Korb zur Fleischweihe getragen – der sogenannte „Weihkorb“. Danach versammelt sich die Familie zur festlichen Jause:
- Geselchtes oder Osterschinken: Geräuchertes oder gekochtes Schweinefleisch, oft liebevoll im Brotteig gebacken. Besonders beliebt in der Steiermark und Kärnten.
- Kren: Frisch gerieben oder mit Apfel und Rahm verfeinert – scharf, frisch und unverzichtbar.
- Gefärbte Eier: Traditionell in Zwiebelschalen, Spinat oder Roter Rübe gefärbt.
- Bauernbrot: Kräftig, sauerteiglastig, mit knuspriger Kruste – das perfekte Fundament für den Schinken.
- Osterpinze: Flaumiges Germgebäck mit feinem Anisduft, in drei Spitzen eingeschnitten.
- Reindling (besonders in Kärnten): Süßer Germteig mit Rosinen, Zimt und Zucker – manchmal sogar mit Nüssen oder Schinken gefüllt.
- Butterlamm: Symbol für Reinheit und das neue Leben – in vielen Haushalten selbst gegossen.
Ostern in Österreich ist ein Fest des Genusses, das bäuerliche Wurzeln mit festlicher Gemütlichkeit verbindet.
Deutschland: Vom Osterlamm bis zur Grünen Soße
In Deutschland ist das Osterfest je nach Region kulinarisch sehr unterschiedlich geprägt – ob im Norden, Süden oder Osten:
- Osterlamm (aus Biskuit): Der süße Klassiker wird in einer speziellen Lammform gebacken und mit Staubzucker bestäubt – besonders bei Kindern beliebt.
- Hefezopf oder Osterzopf: Weiches, geflochtenes Hefegebäck mit Rosinen oder Mandeln – perfekt zum Kaffee oder zum Frühstück.
- Osterschinken im Brotteig: Ein deftiger Leckerbissen, bei dem der Schinken mit einem würzigen Brotteig umhüllt und gebacken wird.
- Grüne Soße (v. a. Frankfurt): Aus sieben Kräutern wie Petersilie, Schnittlauch und Borretsch – traditionell zu gekochten Eiern und Erdäpfel.
- Lammbraten oder Kaninchen: Als Hauptspeise am Ostersonntag, gerne mit Bärlauch oder Frühlingsgemüse serviert.
- Gefüllte Eier oder Eiersalat: Als Vorspeise oder Teil eines Brunchs – meist mit Senf, Mayonnaise und Schnittlauch.
Besonders im Süden Deutschlands (Bayern, Schwaben) ähneln manche Osterbräuche jenen in Österreich – mit geselchtem Fleisch, Kren und gebackenem Gebäck.
Schweiz: Osterfladen, Chüechli & Butterzopf
Auch in der Schweiz bringt Ostern kulinarische Spezialitäten auf den Tisch, oft mit einem charmanten Mix aus romanischem und alemannischem Einfluss:
- Zürcher Osterfladen: Ein flacher Kuchen aus Mürb- oder Hefeteig, gefüllt mit Griess, Rosinen und einem Hauch Zitrone – zart, süß und saftig.
- Osterchüechli: Kleine, feine Küchlein mit Milchreis- oder Quarkfüllung, oft in hübscher Papiermanschette gebacken.
- Butterzopf: Goldgelb gebackenes Hefegebäck, kunstvoll geflochten und oft als Geschenk zu Ostern mitgebracht.
- Osterlamm: Wie in Deutschland, meist als Biskuitkuchen gebacken.
- Lammschulter oder Kaninchenbraten: In manchen Kantonen ist auch Wild ein traditionelles Osteressen.
- Bunt gefärbte Eier: In der Schweiz gerne mit bunten Tupfen oder in ausgefallenen Farbkombinationen.
In vielen Schweizer Haushalten wird außerdem das Eiertütschen (Eierpecken) zelebriert – ein Brauch, den man auch in Österreich kennt.
Drei Länder, ein Fest – und viele köstliche Traditionen
Ob in der Steiermark, im Schwarzwald oder im Zürcher Oberland – Ostern ist im gesamten deutschsprachigen Raum nicht nur ein religiöses, sondern auch ein kulinarisches Highlight. Die Vielfalt an Speisen spiegelt die regionale Identität und die Liebe zu gutem Essen wider. Wer sich zu Ostern einmal über den eigenen Tellerrand hinauswagen will, kann mit diesen Schmankerln aus den Nachbarländern neue Genussmomente entdecken.
Vielleicht gibt’s heuer zur Osterjause ja einmal einen Zürcher Fladen zum Geselchten – oder ein Frankfurter Kräuter-Ei zur steirischen Pinze?